Projektentwicklung Story-Development
Phase I

Wie die Story-Welt enden könnte

Vor dem nächsten Story-Development Gespräch habe ich mich in die Recherche zu Naturkatastrophen vertieft, mir die Frage gestellt, was ich damit dem Zuschauer vermitteln will und mich an einer Story-Outline versucht.


Nach dem letzten Gespräch mit Philomena Höltkemeier zum Story-Development steht die Aufgabe im Raum, mich mit den verschiedensten Möglichkeiten des menschlichen Ablebens durch Naturkatastrophen zu beschäftigen. Sounds fun!

Wo fängt man an? Natürlich in der Suchmaschine:

Bei der Recherche bin ich auf einen informativen Vortrag (KLICK) gestoßen, in dem der Journalist und Autor Stephen Petranek auf die zehn wahrscheinlichsten Szenarien eingeht, die zum Aussterben des Menschen führen könnten. Natürlich ist auch „mein“ Meteoriteneinschlag mit dabei, den ich ja bekanntlich als das Mittel der Wahl auserkoren haben.

Interessant bei dem Vortrag, und der Fortsetzung (KLICK) ist, dass tatsächlich jegliche Katastrophen-Szenarien abwendbar sind, wenn man sich denn früh genug damit auseinandersetzt. Ähnlich der Erderwärmung und der uns bevorstehenden Klimakatastrophe, gibt es zu jedem Schreckensszenario Gegenmittel die greifen würden, wenn denn … aber das ist ein anderes Thema.


Philomena hatte mir zusätzlich noch den Podcast und die Bücher von Peter Wohlleben (LINK) ans Herz gelegt, der sich als Förster vorrangig mit dem Wald und dessen Auswirkungen auf unsere Umwelt beschäftigt. Superspannend und faszinierend und keineswegs reißerisch oder apokalyptisch aufgemacht, sondern rein informativ. Wirklich verblüffend, was in unseren Wäldern so vor sich geht und wie abhängig das eine von dem anderen ist, ähnlich einem Uhrwerk. Kann ich jedem nur empfehlen.

Nach der ganzen Recherche steht nun die Frage im Raum: Bleibt Daniel bei seinem Meteoriten, oder lässt er sich etwas Raffinierteres einfallen?

Antwort: Er bleibt dabei.

Nicht, weil es nicht auch andere schöne Arten der Apokalypse gäbe oder ich zu faul bin, mir was Neues auszudenken, sondern weil ich mich auf die visuellen Möglichkeiten eines Meteoriteneinschlags eingeschossen habe. Das lässt sich halt filmisch sehr bildgewaltig inszenieren und zeigt gut die Bedrohung, dem sich die Figuren ausgesetzt sehen. Man könnte jetzt argumentieren, das Feuer, eine Flutwelle oder Atombomben sich genauso schön in Szene setzen lassen, und dem stimme ich absolut zu, aber der Meteorit hat den Vorteil, eine kleine Hintertür offenzulassen, denn…

… SPOILER ALARM …

… ich werde meine Charaktere natürlich überleben lassen. Und Atombomben oder Feuer haben etwas endgültiges und Wasser … nun ja, ist auch irgendwie Game Over wenn man von so einer Welle erfasst wird. Dann doch lieber der Meteorit, denn er muss ja nicht auf die Erde treffen, kann sie streifen, nur Teile fallen auf die Erde und so weiter und so fort. Kurz, es lässt mir hintenraus etwas mehr Handlungsspielraum. Also, obwohl schon abgedroschen und viel zu oft benutzt, kann ich gut nachvollziehen, wieso Filmemacher immer wieder auf den Meteoriten zurückgreifen.


Aber wieso das Ganze?

Des Weiteren stand zur Aufgabe, mir Gedanken dazu zu machen, was ich mit der (vermeintlichen) Auslöschung der Menschheit bezwecken will? Was ist die Message an die Zuschauer? Diese sollen durch den Film ja nicht zu Tode betrübt werden, sonder im Optimalfall etwas Positives mitnehmen.

Also bin ich mal in mich gekehrt und habe Ausschau nach den positiven Aspekten gehalten, die so ein Extinction Level Event haben könnte. Es gibt ja auch genug Filme, die zwar traurig und schier hoffnungslos enden (The Road zum Beispiel), aber dennoch zumindest einen Funken Hoffnung transportieren. Auch wenn es nur das Gefühl der Dankbarkeit ist, dass man selbst nicht in solch einer Situation steckt und sich stattdessen mit First World Problems rumplagen muss.

Denn das ist mitunter auch ein wichtiger Grund, wieso wir so heiß auf Storys sind.  Wir wollen die gefährlichsten, ausweglosesten Situationen miterleben, nur um derer gefeit zu sein, sollten wir mal selbst in eine missliche Lage kommen.

Stories can help us expand the range of options in life by testing, install increments, how closely one can approach the brink of disaster without falling over it.

Steven Pinker

Das ist ein wichtiger Teil des menschlichen Überlebensinstinkts. Storys müssen uns also bis zu einem gewissen Grad die schmerzlichen Aspekte des Lebens vor Augen führen, damit wir uns mental dagegen absichern und zukünftig davon profitieren können. Und meistens ist es ja eine gewisse Art der Euphorie, weil man selbst am Leben ist und nicht annähernd die Probleme hat wie die Figuren auf der Leinwand.

Elmore Leonard famously said that story is real life with the boring parts left out.

Lisa Cron

Und natürlich lässt die (An-)Spannung uns mitfiebern und erleichtert zurück, hat der/die HeldIn das schier Undenkbare vollbracht und ist irgendwie heil aus der Sache rausgekommen. Im Nachhinein ist man doch froh, sich in den sicheren vier Wänden des Kinos zu befinden und trägt oftmals ein Gefühl der Euphorie mit hinaus in den Alltag. Das ist es, was ich auch mit meinem Film erreichen möchte. Die Zuschauer mit einer aussichtslosen Situation konfrontieren (Meteoriteneinschlag), nur um sie am Ende mit etwas Positivem zurückzulassen (das Überleben der Charaktere) und ihnen dadurch in einen gewissen Optimismus, vielleicht auch Antrieb mitzugeben, wenn der Film sie entlässt.

Aber vielleicht denke ich einfach auch viel zu kompliziert.


Also habe ich schon mal das Ende. Das Setting steht auch und anfangen tut es halt an dem Punkt, an dem die Geschichte beginnt. Da ist doch schon ein Großteil der Story beisammen, oder? Habe ich auch gedacht und einfach mal einen groben Handlungsablauf skizziert, wie ich mir meinen Film so vorstellen, was passieren soll, welche Szenen wann kommen könnten etc.

Bis zu einem gewissen Punkt ging das sogar sehr gut, ABER, mir wurde ziemlich schnell klar, dass das, was ich vor Augen habe, nur zusammenhangslose Szenen sind, von denen ich zwar eine sehr genaue Vorstellung habe, wie ich sie inszenieren würde, doch eigentlich gar nicht so richtig weiß, was passieren soll und überhaupt wieso und vor allem wem?

Ein Grund dafür ich, dass ich keinen blassen Schimmer davon habe, wer denn meine Figuren eigentlich sind, was sie wollen und was für sie auf dem Spiel steht – ausser halt auf den Meteoriten zu warten. Somit fehlt mir auch eine Handlung, die sich bis zum Höhepunkt hin immer weiter steigert und dann mit dem Ende eine Auflösung liefert. Alles, was ich bisher habe, ist ein Setting, in das ich einfach mal ein paar Figuren gesetzt habe, die selber gar nicht wissen, was sie da sollen. Woher denn auch. 

Mir ist klar, dass dieser Schritt verfrüht war, finde es dennoch interessant, einfach mal alles auf den Tisch zu legen, um zu schauen, wo man ist und ob dadurch nicht auch neue Ideen angeregt werden.


Mit dem Reveal bis zum Ende warten?

Ursprünglich wollte ich den Meteoriten vorm Zuschauer geheim halten, bis es zum Einschlag kommt, also fast bis zum Schluss. Fand die Idee reizvoll, den Zuschauer im Dunkeln zu lassen und nur durch das extreme Verhalten der Figuren oder die seltsamen Geschehnisse und Handlungen anzudeuten, dass etwas nicht stimmt.

Finde die Idee auch immer noch interessant, nur bin ich mittlerweile davon überzeugt, dass es nicht funktionieren würde. Bewusst wurde mir das bei dem Versuch, eine Logline/Prämisse zu formulieren und den Meteoriteneinschlag komplett wegzulassen. Funktioniert nicht so richtig. Und auch wenn die Logline/Prämisse in diesem Stadium der Story-Entwicklung nur für mich und als Überblick über die Geschichte dienen soll, so kann ich nicht einmal mich davon überzeugen, dass es eine gute Idee ist, den Meteoriten wegzulassen.

Nicht umsonst erfährt man bei Katastrophenfilmen eigentlich immer, was das Ereignis ist, und die einzigen, die davon überrascht werden, sind die Figuren in der Story. Wir Zuschauer könne uns dann daran ergötzen, wie sie mit dem Problem fertig werden.

Vielleicht muss ich mich aber auch erst mal intensiver mit der eigentlichen Handlung der Story auseinandersetzen. Bleibt also spannend.

Zur Vorbereitung auf das dritte Story-Development Gespräch (KLICK) habe ich Philomena abermals eine kurze Zusammenfassung der Idee, des Themas, sowie dem Warum und eine Ansammlung von Ideen geschickt.


Die Idee in 1-2 Sätzen

Mit dem unausweichlich nahendem Ende vor Augen sieht sich eine Gruppe aus Freunden mit der Frage konfrontiert, Bevor die Zivilisation von einem Meteoriteneinschlag ausgelöscht wird, entzieht sich eine Gruppe von Freunden dem herrschenden Chaos, um in Abgeschiedenheit die verbleibenden Tage in Harmonie zu verbringen und in Erinnerungen zu schwelgen. Doch mit dem nahendem Ende vor Augen und nichts mehr zu verlieren, wird das Treffen zunehmend zu einer Zerreißprobe aus Vorwürfen, Anschuldigungen und peinlichen Offenbarungen.

Thema

Das menschliche Verhalten in Extremsituationen

Essenz

Festhalten ––> Erinnerungen + Loslassen ––> Lebenssinn = Endlichkeit/Vergänglichkeit

Impulse

Erinnerungen: Weltraum/etwas ist größer als wir + Lebenssinn: Konsumkritik/Was brauchen wir wirklich? = Andenken an die gemeinsame Zeit

Ausdruck

Menschliches Verhalten in Extremsituationen = Exzess/Zurückhaltung (?)

Worum geht es mir?

Es geht mir darum, sich der eigenen Endlichkeit bewusst zu werden und dies als Ansporn zu nehmen, sich zu verwirklichen. Das Positive in dem Unvermeidlichen sehen.

Mit dem Film will ich versuchen beim Zuschauer das Gefühl zu vermitteln, trotz des betrüblichen Endes, Optimismus für sich und sein Handeln zu verspüren.

Ideen

  • Dass ein Komet die Erde zerstört, sollte erst am Ende des Films klar werden. Vorher gibt es immer wieder „Hinweise“, dass etwas nicht ganz normal ist, sollte aber so wirken, wie ein vollkommen normaler Wochenendausflug. So zum Beispiel: Es wird zum Einkaufen gefahren und eine Waffe eingepackt, das Haus in dem sie sich befinden hat eine eingetretene Tür, manche trinken morgens schon Alkohol, einer kommt vom „Einkaufen“ mit einem Geldkoffer zurück und setzt sich zum Ziel, diesen zu knacken, Nachts sind entfernt Schüsse und Hilferufe zu hören, …
  • Ein abgeschiedenes Haus an einem See. Perfekte Idylle. 
  • Zwei Paare, zwei Singles, ein Freund wird noch erwartet, aber es wird gemutmaßt, dass er es nicht „geschafft“ hat.
  • Unsere Hauptfigur ist ein Autor der die schönsten Erinnerungen zusammenträgt – aus seiner Sicht – und damit immer wieder Konflikte auslöst.
  • Der Autor will insgeheim seine Ex zurück, die mit ihrem neuen Freund auch dabei ist. Sehr zum Missfallen des neuen Freunds. Die Ex offenbart, dass sie schwanger ist, was nicht mal ihr neuer Freund weiß, der so reagiert, als würde er keine Kinder wollen, was in Anbetracht der Tatsache, dass die Erde zerstört wird, eigentlich egal ist.
  • Der „neue Freund“ bleibt bei einer Einkaufstour auf der Strecke. Es deutet alles darauf hin, das der Autor ihn absichtlich zurückgelassen hat.
  • Ein Charakter ist ein ehemaliger Banker, der nur nackt herumläuft. Sich von den „Fesseln“ seines Jobs befreit.
  • Der „neue Freund“ fühlt sich ausgeschlossen, da er der Neue in der Gruppe ist.
  • Vergleiche, wer das bessere Leben gelebt hat, sorgen immer wieder für Streit.
  • Eine Person muss immer so heulen, dass sie dabei richtig grunzt, was wiederum zur Erheiterung aller dient.
  • Zwischen den Paaren kommt es immer wieder zu Streitigkeiten um Banalitäten. Es wird angedroht, Schluss zu machen.
  • Ein Mix aus alltäglichen Problemen und der immer wiederkehrenden Erkenntnis, dass es ja eigentlich egal ist.
  • Am Ende gibt es einen riesigen Streit/Schlägerei, bei der der „vermisste“ Freund doch noch auftaucht und alle auseinanderbringt, mit dem Hinweis, dass der Meteoriteneinschlag kurz bevor steht. Sie kommen alle zusammen, und trotz der Streitereien wird Ihnen bewusst, wie wichtig sie sich sind.
  • Der Meteoriteneinschlag ist doch nicht so verheerend wie gedacht, oder streift nur die Erde etc. und an Ende stehen sie da, komplett in Staub gehüllt, und das Gezanke geht wieder los. Oder, kurz vor dem vermeintlichen Ende tun sie etwas krasses (Mord oder so), was jetzt zwischen ihnen steht und mit dem sie leben müssen.

Das wird die Grundlage des nächsten Gesprächs, welches Du Dir HIER anschauen kannst.


Einen tieferen Einblick in den kreativen Prozess des Filmemachens gibt es einmal im Monat in Behind The Scenes.

Neben Updates zu meinem Film und den Neuigkeiten auf dem Blog gibt es Einblicke in Arbeitsweisen und Routinen, welche Literatur ich zurate ziehe, mit welchen Filmen ich mich zur Recherche auseinandersetze und was ich sonst noch spannendes zum Thema Filmemachen finde.

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