Nicht nur Helden und Antagonisten, auch die restlichen Charaktere einer Story haben eine wichtige Funktion. Sie verkörpern eine andere Sichtweise auf das zentrale Problem der Helden.
Nach der Heldenfigur und den antagonistischen Kräften habe ich noch weitere Charaktere, um die ich mich kümmern muss. Ich würde sie nicht unbedingt als Nebencharaktere bezeichnen, dafür haben sie in meiner bisherigen Vorstellung eine zu wichtige Funktion.
Aber der Vollständigkeit halber schauen wir uns kurz an, was einen Nebencharakter definiert:
Nebencharaktere sind Figuren, die eine wichtige Schlüsselrolle in einer Story übernehmen können und sind daher nicht so ohne Weiteres austauschbar. Zusätzlich sind sie auch für die Entwicklung der Helden von großer Wichtigkeit, denn sie verkörpern oftmals eine bestimmte Rolle, einen Archetypen. So zum Beispiel die des Mentors, des Schwellenhüters, des Tricksters, des Gestaltenwandler etc. Einen guten Überblick über sämtliche Archetypen findest Du HIER.
Jetzt müssen wir auch schnell noch die Statisten ins Auge fassen, denn diese sind im Gegensatz zu den Nebencharakteren Figuren, die komplett austauschbar sind und nur am Rande oder im Hintergrund der Story stattfinden und nicht eigenmächtig in den Handlungsverlauf eingreifen. Und wenn sie es doch tun, sind es keine Statisten, sondern Nebencharaktere.
So, zurück zum Thema.
Jede Figur, die in einer Story auftaucht und in die Handlung eingreift, sollte diese auch vorwärtsbringen. Figuren, die in die Story eingreifen, aber nichts zum Handlungsverlauf beitragen, stören ansonsten nur den Erzählfluss. Deswegen sollte man sich gut überlegen, welche Figuren wichtig für die Story sind und welche man eventuell streichen könnte. Somit kann es sich lohnen, bei der Entwicklung seiner restlichen Charaktere ebenso viel Hingabe aufzuwenden wie bei den Helden und Antagonisten.
Eine kleine Warnung: Man kann es mit der Ausarbeitung der einzelnen Charaktere sehr schnell übertreiben. Dazu später mehr.
Alle gegen alle
Im Ensemble der (Haupt-)Charaktere steht die Heldenfigur im Mittelpunkt. Sie ist es, die alle anderen Figuren hervorbringt. Soll heißen: Der Konflikt, mit dem sich die Protagonisten auseinandersetzen, erzeugt die dafür nötigen Figuren.
Somit hat jede Figur der Story eine Beziehung zum Hauptcharakter. Denn das ist es ja, was das Interessante an Charakteren ist: die Beziehungen, die sie zueinander haben. Wie sie sich verhalten, wenn sie aufeinandertreffen und so weiter.
Vielleicht könnte man sogar so weit gehen und sagen, dass vollständige Charaktere erst dann entstehen, wenn sie in eine Beziehung mit anderen Charakteren treten und für sich alleine genommen einfach nur Figuren mit einer ausgedachten Backstory, einem Wunsch und einem Verlangen sind. Was denkst Du? Schreib es mir doch.
Zwar dreht sich alles um die Helden und ihr Problem, doch die restlichen (Haupt-)Charaktere sind ebenfalls dazu da, eine andere Sichtweise auf eben dieses Problem zu liefern.
Also, wenn die Charaktere neben Protagonisten und Antagonisten ebenfalls ein essenzieller Teil der Story sind und eine andere Sichtweise auf das zentrale moralische Problem liefern, macht es ja durchaus Sinn, sie zusätzlich in Bezug zueinander zu setzen. Soll heißen: Wir haben nicht nur den Konflikt zwischen Helden und Hauptbösewicht, sondern auch zwischen allen Hauptcharakteren der Story.
Diese zusätzlichen Konfliktebenen geben der Story nicht nur mehr Tiefe, auch das Publikum bekommt so einen besseren Überblick der verschiedenen Sicht- und Handlungsweisen zu dem einen bestimmten Problem, um das sich die Story dreht. Mit dem Ziel, dass die einzig moralisch richtige Lösung des Problems, die der Helden ist.
Wie im echten Leben hat alles Einfluss aufeinander und der Hauptcharakter im Zentrum hält das Ganze zusammen. Laut Robert McKee sind ProtagonistInnen vergleichbar mit einer Sonne und die restlichen (Haupt-)Charaktere sind die Planeten, die um sie kreisen und die Nebencharaktere wiederum die Monde dieser Planeten.
Alles zusammengehalten von der Gravitation des Sterns im Zentrum, und jeder Planet hat Einfluss auf Ebbe und Flut im Wesen jedes anderen.
Robert McKee
In der Theorie-Hölle
Bevor ich Dir jetzt zeige, wie ich die restlichen Charaktere entwickelt habe, noch ein kleiner Rückblick, wie man es vielleicht nicht machen sollte.
Ich tauche zuweilen sehr, sehr tief in den theoretischen Unterbau von Storys ein und habe Spaß daran, einzelnen Herangehensweisen diverser Bücher zu folgen, um zu sehen, wie mir dieser Ansatz liegt und ob er mir in der Storyentwicklung weiterhilft. Darum geht es ja auch auf dem Blog hier.
Nichtsdestotrotz kann das sehr schnell sehr ausufern, wie ich feststellen musste. Und dabei das Gegenteil von dem bewirken, was man ursprünglich damit bezwecken wollte: mit der Story vorwärtskommen.
Ich bin mittlerweile zu dem Schluss gekommen, dass es zwar wichtig und richtig ist, sich intensiv mit seinen Charakteren auseinanderzusetzen und sie in- und auswendig zu kennen, doch wie oben schon angemerkt, sind es nicht die einzelnen Charaktere, die wichtig sind, sondern ihre Beziehungen. Wie sie sich mit und zu anderen Charakteren verhalten. Erst daraus entstehen interessante Charaktere, finde ich.
Und ich habe festgestellt, dass seitenlange Charakterisierungen und Auflistungen von Werten und wie sie sich wandeln werden etc. pp., zwar hilfreich sind, um sich ein erstes Bild von den Figuren zu machen, doch die eigentliche Entwicklung beginnt in dem Moment, wenn man mit den Figuren mal einen Ausflug in die Storywelt der Prämisse macht.
Das heißt, einfach anfangen zu schreiben und zuschauen, wie sich die Charaktere auf dem Papier entwickeln. Zumindest bei mir hat sich dadurch einiges gelöst undicht habe bemerkt, wie festgefahren ich zum Teil war, wie falsch ich sogar mitunter lag mit einzelnen Figuren, da ich sie nur in der Theorie mit diesen oder jenen Ticks, Charaktereigenschaften, Werten wasauchimmer festgelegt hatte, die aber komplett über Bord gingen, sobald ich sie in Berührung mit anderen Figuren gebracht habe.
Learning by doing. Auch darum geht es auf diesem Blog. Ich will damit nicht sagen, dass jegliche im Vorfeld stattfindende Charakter- oder Storyentwicklung nicht zielführend ist. Im Gegenteil. Je besser man seine Charaktere (oder die Story) kennt, desto einfacher gestaltet sich der Schreibprozess. Doch der Großteil des kreativen Prozesses findet beim eigentlichen Schreiben der Story statt. So zumindest meine Erkenntnis.
Und dabei ist es egal, ob Du gleich mit dem Drehbuch anfängst oder vielleicht nur mal mit den Charakteren ausgehst und sie dabei beobachtest, wie sie zusammen im Café sitzen oder sich auf einer Party besaufen. Da sind Deiner Fantasie keine Grenzen gesetzt.
Seit ich angefangen habe zu schreiben, ändert sich permanent etwas an meinen Figuren, zwar nichts Gravierendes, aber es tauchen immer wieder neue Facetten auf, die mir bei der Planung des Charakters so nicht klar waren. So wird sich das wahrscheinlich auch noch eine ganze Weile hinziehen und man ergänzt hier, sobald sich wieder etwas ändert.
Was mich interessieren würde, ob es Dir ähnlich geht? Oder planst Du alles durch und hältst Dich bis zum Ende daran? Hier kannst Du es mir mitteilen.
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Das Netz spinnen
So, back to Business … Nach meinem Protagonisten Chris und der Antagonistin Lena bleiben also noch Anna, Benny und Dennis in dem Figurenensemble, die es zu entwickeln gilt. Wobei ich schon vorwegnehmen kann, dass ich die Figur von Dennis momentan gestrichen habe, denn nach jetzigem Stand gibt es (noch) keine wirkliche Verwendung für ihn.
Also Anna und Benny dann. Um diese zwei Charaktere in das Netz mit einzubinden und in Konflikt mit Chris und Lena zu setzen, habe ich mir – Überraschung – genau dieselben Fragen zu den Figuren gestellt wie zuvor schon für Chris und Lena.
Also, welche (Charakter-)Schwäche besitzen sie, was ist ihr Verlangen (Want), was das Bedürfnis (Need), welcher Lüge sitzen sie auf, die sie an der Erlangung ihres Ziels hindert, warum handeln sie, wie sie handeln, welche Ähnlichkeiten haben sie zum Protagonisten und wie interpretieren sie das zentrale moralische Problem?
Fragen über Fragen, die nach Beantwortung in eine kleine Tabelle gewandert sind.
Charakter
Anna
Benny
Rolle
Frau von Chris (Protagonist)
Bester Freund von Anna & Chris
Archetyp
Königin/Mutter
Liebhaber
Enneagramm-Typ
2: Helfer, Fürsorgliche, Besitzergreifende
7: Hedonisten, Optimisten, Maßlose
Charakterschwäche
Besitzergreifend
Materialistisch
Wie wird die Schwäche des Protagonisten (Hochmut) attackiert?
Anna attackiert die Schwäche, indem sie Chris seine Misserfolge unter die Nase reibt.
Benny attackiert die Schwäche, indem er Chris’ Schriftstellerleben belächelt.
Psychologisches Bedürfnis (Need)
Sie muss lernen, sich so zu lieben, wie sie ist und nicht durch das Bild, was andere von ihr haben könnten.
Er muss lernen, dass sein Vermögen ihn niemals glücklich machen wird.
Moralisches Bedürfnis (mor. Need)
Sie muss erkennen, dass ihre besitzergreifende Art andere daran hindert, sie wertzuschätzen.
Er muss erkennen, dass seine materialistische Art abstoßend auf andere wirkt.
Verlangen (Want)
Sie will wieder ein Leben im Rampenlicht.
Er will Anna für sich haben.
Tiefsitzende Lüge
Wenn ich mich für Chris aufopfere, bekomme ich seine Liebe.
Wenn ich noch mehr Besitze, bekomme ich die Anerkennung, die mir zusteht.
Empathie (warum wird so gehandelt?)
Sie hat das Gefühl, dass ihr ein Teil von Chris’ Erfolg zusteht nach all den Abstrichen die sie für ihn gemacht hat.
Er fühlt sich mit Anna als kompletter Mensch und ist der Einzige, der sie mit dem Respekt behandelt, der ihr gebührt, seiner Meinung nach.
Macht, Status, Fähigkeiten
Obwohl Chris ergeben, hat sie ihn durch ihre Fürsorge fest in der Hand.
Er ist der Platzhirsch und durch seine forsche Art bekommt er meist, was er will. Oder mit Geld.
Ähnlichkeiten mit Protagonist
Sie und Chris sind ein Team. Sie ist genauso Stolz auf ihn, wie auf ihre Rolle an seiner Seite.
Er schätzt Chris’ Ehrlichkeit und Willenskraft und sieht in sich eine bessere Version von ihm.
Interpretation des zentralen moralischen Problems
Wenn man sich für das Wohl anderer verausgabt, bekommt man alle Liebe für sich.
Man muss sich mit aller Macht das nehmen, was einem zusteht.
Eigentlich gibt es dazu nicht mehr zu schreiben, als dass sich diese Tabelle in lebhaftem Wandel befindet, je mehr ich schreibe. Falls Du Fragen dazu hast, schreib’ mir gerne.
Run, Daniel, Run
Mittlerweile bin ich auch an einem Punkt, an dem es echt schwer wird, jeden einzelnen Schritt meines kreativen Prozesses nachvollziehbar festzuhalten. Zum einen aus zeitlichen Gründen, aber hauptsächlich, da sich im Fluss des Schreibens und Denkens in kurzer Zeit extreme viel ändern kann.
Dennoch werde ich mein Bestes geben, es für Dich so gut es geht zu dokumentieren. Hier auf dem Blog natürlich und noch aktueller und persönlicher in meinem Newsletter. Da gibt es mindestens einmal im Monat den aktuellen Stand der Dinge, sowie viele spannende und inspirierende Sachen zum Thema Story, Schreiben und Filmemachen.
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Nicht nur Helden und Antagonisten, auch die restlichen Charaktere einer Story haben eine wichtige Funktion. Sie verkörpern eine andere Sichtweise auf das zentrale Problem der Helden.
Nach der Heldenfigur und den antagonistischen Kräften habe ich noch weitere Charaktere, um die ich mich kümmern muss. Ich würde sie nicht unbedingt als Nebencharaktere bezeichnen, dafür haben sie in meiner bisherigen Vorstellung eine zu wichtige Funktion.
Aber der Vollständigkeit halber schauen wir uns kurz an, was einen Nebencharakter definiert:
Nebencharaktere sind Figuren, die eine wichtige Schlüsselrolle in einer Story übernehmen können und sind daher nicht so ohne Weiteres austauschbar. Zusätzlich sind sie auch für die Entwicklung der Helden von großer Wichtigkeit, denn sie verkörpern oftmals eine bestimmte Rolle, einen Archetypen. So zum Beispiel die des Mentors, des Schwellenhüters, des Tricksters, des Gestaltenwandler etc. Einen guten Überblick über sämtliche Archetypen findest Du HIER.
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Jede Figur, die in einer Story auftaucht und in die Handlung eingreift, sollte diese auch vorwärtsbringen. Figuren, die in die Story eingreifen, aber nichts zum Handlungsverlauf beitragen, stören ansonsten nur den Erzählfluss. Deswegen sollte man sich gut überlegen, welche Figuren wichtig für die Story sind und welche man eventuell streichen könnte. Somit kann es sich lohnen, bei der Entwicklung seiner restlichen Charaktere ebenso viel Hingabe aufzuwenden wie bei den Helden und Antagonisten.
Eine kleine Warnung: Man kann es mit der Ausarbeitung der einzelnen Charaktere sehr schnell übertreiben. Dazu später mehr.
Alle gegen alle
Im Ensemble der (Haupt-)Charaktere steht die Heldenfigur im Mittelpunkt. Sie ist es, die alle anderen Figuren hervorbringt. Soll heißen: Der Konflikt, mit dem sich die Protagonisten auseinandersetzen, erzeugt die dafür nötigen Figuren.
Somit hat jede Figur der Story eine Beziehung zum Hauptcharakter. Denn das ist es ja, was das Interessante an Charakteren ist: die Beziehungen, die sie zueinander haben. Wie sie sich verhalten, wenn sie aufeinandertreffen und so weiter.
Vielleicht könnte man sogar so weit gehen und sagen, dass vollständige Charaktere erst dann entstehen, wenn sie in eine Beziehung mit anderen Charakteren treten und für sich alleine genommen einfach nur Figuren mit einer ausgedachten Backstory, einem Wunsch und einem Verlangen sind. Was denkst Du? Schreib es mir doch.
Zwar dreht sich alles um die Helden und ihr Problem, doch die restlichen (Haupt-)Charaktere sind ebenfalls dazu da, eine andere Sichtweise auf eben dieses Problem zu liefern.
Also, wenn die Charaktere neben Protagonisten und Antagonisten ebenfalls ein essenzieller Teil der Story sind und eine andere Sichtweise auf das zentrale moralische Problem liefern, macht es ja durchaus Sinn, sie zusätzlich in Bezug zueinander zu setzen. Soll heißen: Wir haben nicht nur den Konflikt zwischen Helden und Hauptbösewicht, sondern auch zwischen allen Hauptcharakteren der Story.
Diese zusätzlichen Konfliktebenen geben der Story nicht nur mehr Tiefe, auch das Publikum bekommt so einen besseren Überblick der verschiedenen Sicht- und Handlungsweisen zu dem einen bestimmten Problem, um das sich die Story dreht. Mit dem Ziel, dass die einzig moralisch richtige Lösung des Problems, die der Helden ist.
Wie im echten Leben hat alles Einfluss aufeinander und der Hauptcharakter im Zentrum hält das Ganze zusammen. Laut Robert McKee sind ProtagonistInnen vergleichbar mit einer Sonne und die restlichen (Haupt-)Charaktere sind die Planeten, die um sie kreisen und die Nebencharaktere wiederum die Monde dieser Planeten.
In der Theorie-Hölle
Bevor ich Dir jetzt zeige, wie ich die restlichen Charaktere entwickelt habe, noch ein kleiner Rückblick, wie man es vielleicht nicht machen sollte.
Ich tauche zuweilen sehr, sehr tief in den theoretischen Unterbau von Storys ein und habe Spaß daran, einzelnen Herangehensweisen diverser Bücher zu folgen, um zu sehen, wie mir dieser Ansatz liegt und ob er mir in der Storyentwicklung weiterhilft. Darum geht es ja auch auf dem Blog hier.
Nichtsdestotrotz kann das sehr schnell sehr ausufern, wie ich feststellen musste. Und dabei das Gegenteil von dem bewirken, was man ursprünglich damit bezwecken wollte: mit der Story vorwärtskommen.
Ich bin mittlerweile zu dem Schluss gekommen, dass es zwar wichtig und richtig ist, sich intensiv mit seinen Charakteren auseinanderzusetzen und sie in- und auswendig zu kennen, doch wie oben schon angemerkt, sind es nicht die einzelnen Charaktere, die wichtig sind, sondern ihre Beziehungen. Wie sie sich mit und zu anderen Charakteren verhalten. Erst daraus entstehen interessante Charaktere, finde ich.
Und ich habe festgestellt, dass seitenlange Charakterisierungen und Auflistungen von Werten und wie sie sich wandeln werden etc. pp., zwar hilfreich sind, um sich ein erstes Bild von den Figuren zu machen, doch die eigentliche Entwicklung beginnt in dem Moment, wenn man mit den Figuren mal einen Ausflug in die Storywelt der Prämisse macht.
Das heißt, einfach anfangen zu schreiben und zuschauen, wie sich die Charaktere auf dem Papier entwickeln. Zumindest bei mir hat sich dadurch einiges gelöst undicht habe bemerkt, wie festgefahren ich zum Teil war, wie falsch ich sogar mitunter lag mit einzelnen Figuren, da ich sie nur in der Theorie mit diesen oder jenen Ticks, Charaktereigenschaften, Werten wasauchimmer festgelegt hatte, die aber komplett über Bord gingen, sobald ich sie in Berührung mit anderen Figuren gebracht habe.
Learning by doing. Auch darum geht es auf diesem Blog. Ich will damit nicht sagen, dass jegliche im Vorfeld stattfindende Charakter- oder Storyentwicklung nicht zielführend ist. Im Gegenteil. Je besser man seine Charaktere (oder die Story) kennt, desto einfacher gestaltet sich der Schreibprozess. Doch der Großteil des kreativen Prozesses findet beim eigentlichen Schreiben der Story statt. So zumindest meine Erkenntnis.
Und dabei ist es egal, ob Du gleich mit dem Drehbuch anfängst oder vielleicht nur mal mit den Charakteren ausgehst und sie dabei beobachtest, wie sie zusammen im Café sitzen oder sich auf einer Party besaufen. Da sind Deiner Fantasie keine Grenzen gesetzt.
Seit ich angefangen habe zu schreiben, ändert sich permanent etwas an meinen Figuren, zwar nichts Gravierendes, aber es tauchen immer wieder neue Facetten auf, die mir bei der Planung des Charakters so nicht klar waren. So wird sich das wahrscheinlich auch noch eine ganze Weile hinziehen und man ergänzt hier, sobald sich wieder etwas ändert.
Was mich interessieren würde, ob es Dir ähnlich geht? Oder planst Du alles durch und hältst Dich bis zum Ende daran? Hier kannst Du es mir mitteilen.
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So, back to Business … Nach meinem Protagonisten Chris und der Antagonistin Lena bleiben also noch Anna, Benny und Dennis in dem Figurenensemble, die es zu entwickeln gilt. Wobei ich schon vorwegnehmen kann, dass ich die Figur von Dennis momentan gestrichen habe, denn nach jetzigem Stand gibt es (noch) keine wirkliche Verwendung für ihn.
Also Anna und Benny dann. Um diese zwei Charaktere in das Netz mit einzubinden und in Konflikt mit Chris und Lena zu setzen, habe ich mir – Überraschung – genau dieselben Fragen zu den Figuren gestellt wie zuvor schon für Chris und Lena.
Also, welche (Charakter-)Schwäche besitzen sie, was ist ihr Verlangen (Want), was das Bedürfnis (Need), welcher Lüge sitzen sie auf, die sie an der Erlangung ihres Ziels hindert, warum handeln sie, wie sie handeln, welche Ähnlichkeiten haben sie zum Protagonisten und wie interpretieren sie das zentrale moralische Problem?
Fragen über Fragen, die nach Beantwortung in eine kleine Tabelle gewandert sind.
Eigentlich gibt es dazu nicht mehr zu schreiben, als dass sich diese Tabelle in lebhaftem Wandel befindet, je mehr ich schreibe. Falls Du Fragen dazu hast, schreib’ mir gerne.
Run, Daniel, Run
Mittlerweile bin ich auch an einem Punkt, an dem es echt schwer wird, jeden einzelnen Schritt meines kreativen Prozesses nachvollziehbar festzuhalten. Zum einen aus zeitlichen Gründen, aber hauptsächlich, da sich im Fluss des Schreibens und Denkens in kurzer Zeit extreme viel ändern kann.
Dennoch werde ich mein Bestes geben, es für Dich so gut es geht zu dokumentieren. Hier auf dem Blog natürlich und noch aktueller und persönlicher in meinem Newsletter. Da gibt es mindestens einmal im Monat den aktuellen Stand der Dinge, sowie viele spannende und inspirierende Sachen zum Thema Story, Schreiben und Filmemachen.
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